Aus Anlass ihres 65. Geburtstags erhielt Univ.-Prof. Dr. Marianne Schlosser eine Festschrift mit dem Titel:
Spiritus docebit vos omnia. Gebet und Verkündigung als geistliches Sprechen, hrsg. v. Peter Becker, Franz Xaver Heibl, Daniela Köder, Thomas Prügl, Regensburg: Pustet, 2025
In einer Zeit, in der theologische Sprache und Verkündigung in eine Krise geraten sind, nimmt sich die Festschrift dem Anliegen des geistlichen Sprechens an. Die Beiträge untersuchen Aspekte dieses Oberthemas sowohl aus historischer, theologisch-systematischer und pastoral-praktischer Sicht. Sie greifen damit ein Anliegen der Jubilarin auf, die sich seit vielen Jahren um eine adäquate Sprache bei der Vermittlung theologischer Inhalte und in der geistlichen Unterweisung bemüht. An dem Band wirkten 26 Autoren mit, darunter Kardinal Kurt Koch und Bischof Rudolf Voderholzer.
Beim Festakt am 17.12. 2024 in Wien würdigte Prof. Dr. Rolf Schönberger (Regensburg) das theologische Werk der Jubilarin, die als Expertin für Dogmatik, Theologie- und Spiritualitätsgeschichte über den deutschen Sprachraum hinaus bekannt ist. Theologie der Spiritualität, wie Marianne Schlosser sie betreibt, setze an jenem Ursprung an, der theologisches Denken erst ermöglicht. Spiritualität werde bei Marianne Schlosser nicht gegen intellektuelle Anstrengung ausgespielt, vielmehr ermögliche die Erfahrung einer vorgegebenen, lebensprägenden Kraft das Denken und Sprechen darüber. Diese Kraft könne die Theologie nicht aus sich selbst hervorbringen. Marianne Schlosser bringe in ihren Schriften diesen Grund des Denkens und des Glaubens zur Sprache, wofür sie auf die reiche Tradition der geistlichen Meister zurückgreift, die sie in zahlreichen kommentierten Übersetzungen für heutige Leser erschlossen hat.
In ihren Dankesworten hob die Jubilarin hervor, dass sie in der Tat keinen Widerspruch zwischen Intellekt und geistlicher Erfahrung sieht. Die Philosophie habe ihr das Denken gelehrt, mit dem sie die geistliche Dimension des Glaubens zur Sprache bringen kann. Die Unterweisung in geistlicher Theologie sieht Marianne Schlosser heute wichtiger denn je. Als Referentin ortet sie geradezu einen Hunger nach geistlicher Sinnerfahrung und Sinnerschließung, und dies umso mehr als das Glaubenswissen schwindet. Gefragt nach einer Reform der Kirche gab sie zu bedenken, dass Kirche und Verkündigung sich wieder mehr dem eigentlichen Grund des Glaubens und dem Evangelium zuwenden sollten, anstatt über Fragen zu streiten, die letztlich äußerlich bleiben und den Kern von Kirche verfehlen.
Die Feier, zu der zahlreiche Schüler, Kollegen, Freunde und Familienangehörige der Jubilarin in den Thomas-Saal des Wiener Dominikanerkonvents kamen, wurde musikalisch von Univ.-Prof. Dr. Jan-Heiner Tück (Klavier) und Dr. Dorothea Bauer (Violoncello) umrahmt.