Dissertationsprojekt
Mag. theol. Olah Uhryn
Im Dienst von Kircheneinheit und Reform. Wirken und Werk des Bischofs Andreas de Escobar (ca. 1366/67 - ca. 1440)
Im 15. Jahrhundert erreichte die Kirchenkrise einen Höhepunkt: Die Hussiten traten mit starker Kritik an der Kirche und deren Führung; das große Abendländische Schisma (1378 – 1417) brachte statt eines Papstes drei Päpste. Alle Kirchenbereiche bedurften einer umfassenden Reform, wozu die konziliaristischen Theorien wertvolle Vorschläge liefern konnten. Das war ein wichtiges Thema der Konzilien von Konstanz und Basel. Die Teilnehmer des Konzils von Ferrara-Florenz haben sich mit der Frage der Wiedervereinigung mit der abgespaltenen Ostkirche beschäftigt. Diese Themen waren auch die Gegenstände der Schriften von Andreas de Escobar, der ist relativ wenig bekannt. Er war Portugieser, Bischof, Konzilstheologe und kirchlicher Schriftsteller des 15. Jahrhunderts. 1393 wurde Andreas de Escobar zum Magister Theologiae an der Universität Wien promoviert. Ab 1397 arbeitete er für die römische Kurie, wo er das Amt des – poenitentiarius minor übernahm. Escobar wurde zum Bischof in Spanien und nachher in Griechenland ernannt.
Der Bischof hat am Konzil von Konstanz (1414 – 1418) teilgenommen. Als Vertreter der konziliaren Theorie sandte Andreas de Escobar seine konziliaristischen Traktate „Gubernaculum conciliorum“(Steuerruder der Konzilien) und „Avisamenta pro reformatione ecclesiae“ (Vorschläge zur Kirchenreform) an das Konzil von Basel (1431 – 1449). Für das Unionskonzil von Ferrara und Florenz (1438-1439) hat er die Schrift „Contra quinquaginta errores Graecorum“ verfasst. Auf diesem Konzil war er selbst anwesend und hat die am 6. Juli 1439 beschlossene Unionsbulle mit den Griechen „Laetentur coeli“ mitunterfertigt.
Die ekklesiologsichen Ansichten des Andreas de Escobar wurden bislang noch niemals in einer Gesamtschau zu erfassen versucht. In diesem Versuch wird man die besondere Situation Escobars berücksichtigen müssen, der anders als die meisten Konzilstheologen seiner Zeit, ein Vertreter der Kurie war. Aber die Kurie war selbst im Spätmittelalter Ziel von Reformkritik und Reformversuchen, deswegen hat sie sich gegen die Reformen stellte. Von diesem Hintergrund ist die Untersuchung interessant, weil die aus der Innenperspektive der Kurie kommt.
Ziel der gegenständlichen Arbeit ist es, diese Lücke zu schließen und Andreas de Escobar als Konzilstheologen mit Schwerpunkt Konziliarismus, Kirchenreform und Wiederherstellung der Kircheneinheit darzustellen.