Martina Roesner / Roberto Vinco (Hgg.), Meister Eckhart und die Phänomenologie (Meister- Eckhart-Jahrbuch 17), Stuttgart, Kohlhammer, 2023 (359 S.)
Dieser Band ist aus einer Tagung zum Thema Meister Eckhart und die Phänomenologie hervorgegangen, die von Prof. Dr. Martina Roesner in Kooperation mit der Meister-Eckhart-Gesellschaft vom 13.-15. Oktober 2022 an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien veranstaltet wurde. Die verschiedenen darin enthaltenen Beiträge stellen sich die Aufgabe, die komplexe Wechselwirkung zwischen Eckharts Mystik und den unterschiedlichen Vertretern der europäischen wie außereuropäischen Phänomenologietradition in ihrer ganzen philosophiehistorischen und systematischen Breite auszuloten. Neben den bekannteren Rezeptionslinien, die Eckharts Denkansatz mit der Philosophie Martin Heideggers, Jacques Derridas sowie der japanischen Kyoto-Schule verbinden, wird dabei auch sein bislang noch kaum bekannter Einfluss auf Edmund Husserls egologische Transzendentalphänomenologie sowie sein phänomenologisches Gottesdenken beleuchtet. Andere Aufsätze widmen sich der kontroversen Aufnahme, die das Eckhart-Buch der Heidegger-Schülerin Käte Oltmanns im Milieu der damaligen Eckhart-Forschung gefunden hatte, sowie der Rezeption von Eckharts 'Reden der Unterweisung' in den Radioansprachen des polnischen Priesters und Intellektuellen Józef Tischner in der Zeit des politischen Umbruchs zwischen 1989 und 1991. Anhand der in diesem Band versammelten Beiträge wird deutlich, dass die innere Vielfalt und Komplexität von Meister Eckharts Denken der Grund dafür ist, dass er von den diversen Vertretern der phänomenologischen Tradition in jeweils vollkommen kohärenter Weise für ganz unterschiedliche oder sogar gegensätzliche philosophische Grundthesen in Anspruch genommen werden konnte.
