Mehr als jeder andere Kirchenvater war Basilius von Cäsarea (+379) von dem Bemühen beseelt, eine christliche Erziehung zu geben. Wie ein Leitfaden durchzieht dieses Anliegen seine Schriften, seine Predigten, sein pastorales Wirken. Pate stand das hellenistische Paideia-Ideal, welches den Menschen als eine göttliche Pflanze betrachtete, die der Formung bedürfe. In christlicher Umgestaltung übersteigt die Zielsetzung das heidnische Vorbild: Geschaffen nach dem Bild Gottes ist der Mensch nach der Entfremdung von Gott durch die Sünde dazu berufen, dieses Bild neu freizulegen, zu formen, erstrahlen zu lassen. Diese Neuwerdung bezeichneten die östlichen Väter als «Vergöttlichung», als intime Vereinigung des menschlichen Geistes mit dem Geist Gottes.
Die «Vergöttlichung» ist nicht ohne Erziehung möglich, die Basilius in einem umfassenden Sinn versteht: Erziehung von Waisenkindern in den von ihm gegründeten Klöstern, Ratschläge für Studenten, die Anleitung zur Selbsterziehung durch die Achtung der eigenen Würde, die Betrachtung Gottes, um die Sehnsucht nach Vollkommenheit zu wecken, die Erziehung durch die Widerwärtigkeiten des Lebens.
Der Erzieher par excellence ist für Basilius Gott selbst, da die Schrift über ihn sagt: Wen der Herr liebt, den erzieht er (Hebr 12,6).
Neuerscheinung von Martin Mayerhofer
03.11.2021