Jüdische / christliche / muslimische Lebenswelten der Donaumonarchie 1848-1918

31.01.2010

Rupert Klieber

Böhlau-Verlag, Wien 2010

ISBN-13: 978-3205783848

Die Habsburgermonarchie war nicht nur ein Vielvölkerstaat, sondern auch ein multireligiöses Reich. Das Buch betrachtet ihre fünf großen "Konfessionsfamilien" (ostkirchliche, katholische und evangelische Christen, Juden und Muslime) erstmals vergleichend aus "lebensweltlicher" Perspektive: Wie stark haben ihre kulturellen und spirituellen Impulse den Alltag der Betroffenen geprägt? Inwieweit haben ihre Normen deren Lebens-Chancen gefördert oder beeinträchtigt? Die Religionsgemeinschaften der Monarchie standen auf einem starken Fundament aus volksreligiösen Vorstellungen und Praktiken, die in kreativer Wechselwirkung zu ihren offiziellen Positionen standen. Die zunehmend religionskritische Zeit zwang sie, neue Vorkehrungen für ein "Leben mit dem Glauben" zu treffen: für Gottesdienste, religiöse Lebensgestaltung, soziale Hilfe, die Formung der Kinder zu sorgen. Sie kreierten dafür oft recht ähnliche Modelle. Die Monarchie hat mehr als andere Großmächte auf die "religiöse Karte" gesetzt: Gezielte Förderung sollte die Konfessionen zu Stützen der Gesellschaft machen, was nur teilweise gelang. Sie blieben jedoch "Sinnprovinzen": Ohne sie wären ihre Länder kulturell ärmer und sozial kälter gewesen; und sie hätten unter den überhitzten Nationalismen der Zeit wohl noch mehr gelitten, als dies ohnehin der Fall war.