Habilitationsprojekt Dr. Viliam Dóci OP
Philosophisch-theologische Ausbildung und wissenschaftliche Tätigkeit der Predigerbrüder in Wien im 17.-18. Jahrhundert
Die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts als studium generale bestehende Ausbildungsstätte der Wiener Predigerbrüder erlitt in der Reformationszeit eine schwere Krise. Im Kontext der seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts zunehmenden Initiativen zur Wiederbelebung der Studienorganisation der Dominikanerprovinz Teutonia wurde um 1620 im Wiener Konvent das Generalstudium wiederbegründet, das als Hauptstudienzentrum der innerhalb der Provinz existierenden natio Austriae fungieren sollte. Nach der 1700 erfolgten Wiedererrichtung der Provinz Hungaria, der auch die von der Teutonia getrennten österreichischen Konvente zugeschlagen wurden, war das Wiener studium generale die bedeutendste Ausbildungsstätte der Dominikaner in Österreich und Ungarn.
Nachdem die Geschichte des mittelalterlichen Dominikanerstudiums in Wien durch Isnard Wilhelm Frank in den 1960er Jahren hinreichend untersucht worden ist, steckt sich dieses Projekt das Ziel, die akademisch-wissenschaftliche Tätigkeit der Wiener Dominikaner im 17. und 18. Jahrhundert zu erforschen. Neben der Organisation und der personellen Zusammensetzung des Wiener Generalstudiums in der Neuzeit sollen die Studieninhalte und theologisch-philosophische Schwerpunktsetzungen untersucht und dargestellt werde. Dabei soll auch die Verbindung der Predigerbrüder zur Theologischen Fakultät der Wiener Universität, die über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg in unterschiedlicher Intensität gepflegt wurde, berücksichtigt werden. Weiterhin will das Projekt die Rolle und Bedeutung des Studienhauses innerhalb der Provinz und des Gesamtordens herausarbeiten. Ein weiterer, nicht unwichtiger Aspekt des Habilitationsprojekts widmet sich dem Verhältnis von akademisch-wissenschaftlicher Theologie und Dominikanerpredigt, die dezidiert als „Theologie der Kanzel“ in den Blick genommen wird. Vor dem Hintergrund der ordensinternen Ausbildung in der Provinz soll schließlich auch die Beteiligung von Wiener Dominikanern an den theologischen Debatten der Zeit sowie die Auswirkungen der katholischen Aufklärung und der theresianisch-josephinischen Kirchenreformen auf das dominikanische studium untersucht werden.