Abstract Diss Doci
Dissertationsprojekt
Mag. theol. P. Viliam Štefan Dóci OP
Präsident des Historischen Instituts der Dominikaner in Rom - Istituto Storico Domenicano
"Seelsorge der Dominikaner in Kauschau im 18. Jahrhundert"
Im Zusammenhang mit der Rekatholisierung des Königreiches und der Bemühung um Wiederbelebung der dominikanischen Existenz in Ungarn wurde das Kloster der Predigerordens in der königlichen Freistadt Kaschau (Košice) auf Grund eines Mandats Kaiser Leopolds I. vom 16.12.1697 wiedererrichtet. Das wahrscheinlich noch vor der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtete Dominikanerkloster wurde nämlich 1556 zufolge eines schweren Brandes von den Brüdern verlassen. Die Verhandlungen des Ordens mit dem Stadtmagistrat, der während der Abwesenheit der Dominikaner über ihre Objekte verfügt hatte, waren kompliziert und erst nach mehrfachem Eingriff der königlichen Behörden gelang es, den Übergabeprozess Ende 1699 erfolgreich abzuschließen.
Die Brüder des Predigerordens waren neben der Gesellschaft Jesu und dem Orden der Minderen Brüder die dritte Männerordensgemeinschaft, die im Rahmen der städtischen Seelsorge wirkte. Zuerst mussten sie vor allem dafür sorgen, dass sie eine materielle Grundlage für ihr Wirken schufen. Im Laufe der Zeit intensivierte sich jedoch ihre Tätigkeit und sie wurden zu einem wesentlichen Element des Stadtbildes im 18. Jahrhundert. Unter anderem waren es ihre Rosenkranz- und Johannes-von-Nepomuk-Bruderschaft, deren Betreuung als eines der charakteristischen Merkmale der dominikanischen Seelsorge im behandelten Zeitraum anzusehen ist.
Zwischen den Dominikanern und Laien, die an ihren Gottesdiensten teilnahmen oder die sich auf eine andere Weise der seelsorglichen Betreuung der Brüder anvertrauten, entstand eine Art von Tauschgemeinschaft. Die materielle Förderung, die den Brüdern entweder von einzelnen Personen oder von der Stadt zukam, war kein einfaches Almosen, sondern eine „Begleichung der Schuld", die durch die Inanspruchnahme des seelsorglichen Angebotes der Dominikaner entstand.
Öfters kamen die Brüder aufgrund ihrer Tätigkeit in Konflikte mit dem städtischen Weltklerus. Stadtpfarrer sprachen ihnen Autonomie auf dem Gebiet der cura animarum ab und wiesen sie auf ihre Rolle als Mithelfer und Mitarbeiter des Pfarrers hin. Eine grundsätzliche Frage bei den Streitigkeiten war, was sei gewichtiger: universale Gesetzgebung, mit der die kirchlichen Strukturen argumentierten, oder Privilegien, auf die sich die Ordensleute berufen konnten? In diesen Auseinandersetzungen ging es den Brüdern offensichtlich um Bewahrung dessen, was man heute als corporate identity bezeichnen würde.
Josephinische Kirchenreformen hatten Konsequenzen auch für die Kaschauer Dominikaner. Einerseits mussten sie auf manche Tätigkeitsfelder verzichten, vor allem auf die nunmehr aufgehobenen Bruderschaften, andererseits wurden sie stärker in die Diözesanseelsorge eingebunden. Es stellt sich die Frage, inwiefern sich dadurch das gesamte Profil des Konventes änderte.
Predigtätigkeit der Kaschauer Predigerbrüder, die mit Recht vorauszusetzen ist, ist leider wenig dokumentiert. Nur drei deutschsprachige Predigten aus dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts, die von drei verschiedenen Konventsmitgliedern stammen, sind überliefert. Die Rede, die 1790 anlässlich des Festes der hl. Elisabeth von Ungarn, Stadtpatronin von Kaschau, sowie die Predigten, die 1794 und 1796 in der Bergstadt Schmöllnitz (Smolník) am Fest der dortigen Stadtpatronin hl. Katharina von Alexandrien gehalten wurden, setzten sich mit aktuellen Problemen der Zeit auseinander. Die Prediger unterstrichen unter anderem die Notwendigkeit der Religion für Aufrechterhaltung der staatlichen Ordnung. Sie sprachen für die Predigtliteratur der Aufklärungszeit charakteristische Themen an und bedienten sich auch einer entsprechenden Argumentation. Sie wiesen aber auch auf Gefahren hin, die die Ideen der Aufklärung für die Religion und die Stabilität der Monarchie bedeuteten. Insofern stellen diese Predigten eine interessante ideengeschichtliche Quelle dar.
Die hier genannten und auch andere Inhalte werden vor allem auf Grund von bis jetzt unveröffentlichten Archivquellen, die nun zum ersten Mal der wissenschaftlichen Öffentlichkeit präsentiert werden sollen, bearbeitet. Einzelne Fakten sollen in größere historische Zusammenhänge gestellt und so interpretiert werden. Es wird hauptsächlich eine Antwort auf die Frage gesucht, was die Seelsorge der Dominikaner in Kaschau im 18. Jahrhundert tatsächlich dominikanisch machte.