Habilitation:
Prof. Dr. Martin Mayerhofer FSO
Die lateinischen patristischen und mittelalterlichen Pauluskommentare. Untersuchungen zu ihrer Exegese und Ekklesiologie
Welche Rolle spielte das Corpus Paulinum in der patristischen und mittelalterlichen Auslegungsgeschichte? Wie gestaltete sich seine Exegese? Und welcher ekklesiologischer Befund lässt sich aus der Exegese des Epheserbriefs erheben? In einer Art Handbuch wird zunächst die Paulusexegese in vier Epochen dargestellt: Die spätantiken Exegeten um Marius Viktorinus, Ambrosiaster und Hieronymus. Die karolingischen Kompilatoren (Claudius von Turin, Hrabanus Maurus), unter welchen die selbständige Exegese Haymos von Auxerre herausragt. Das 11. und 12. Jh. mit monastischer (Bruno der Kartäuser), schulischer (Glossa Ordinaria) und "innovativer" (Anonymus von Canterbury) Exegese. Die universitäre Exegese des 13. und 14. Jhs. (Hugo von Saint-Cher, Thomas von Aquin, Nikolaus von Lyra). Eine Detailuntersuchung analysiert 22 Epheserkommentare als "Gesamtkunstwerk" hinsichtlich ihres exegetischen Stils, der verwendeten Quellen, Wirkungsgeschichte und Themenschwerpukte. Sie zeigt ein faszinierendes Abhängigkeitsgeflecht und die Bedeutung der regula fidei als Auslegungsprinzip. Die Ekklesiologie der Epheserkommentare zeigt ein dynamisches Kirchenbild. Ob ecclesia peregrinans (Spätantike), ecclesia militans et triumphans (12. Jh.) oder ecclesia in terra, in purgatorio, in caelo (13. Jh): Stets geht die Kirche auf eine eschatologische Zukunft und ihr Haupt Jesus Christus zu. Die kirchengeschichtliche Relevanz der Exegese zeigt die Nachverfolgung von Eph 5,27 in Traktaten, Streitschriften, Papstbriefen und im Kirchenrecht.
Am 07. Dezember 2020 wurde die Arbeit in der abschließenden Sitzung der Kommission als Habilitationsschrift angenommen. Ihre Publikation ist in der Reihe "Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters, N.F." geplant.