Bibelexegese in Spätantike und Mittelalter

Verduner Altar / Arche Noah, Klosterneuburg

Verduner Altar / Arche Noah, Klosterneuburg

Die Bedeutung der "alten" Exegese wurde in der Theologiegeschichte lange verkannt, doch in jüngster Zeit beginnt man auch in den Bibelwissenschaften, sich vermehrt der Hermeneutik der kanonischen Auslegung und den Anliegen des geistlichen Schriftsinnes gegenüber aufgeschlossener zu zeigen. Die Forschungskonzentration verfolgt zunächst ein historisches Interesse. Es geht darum, die Fülle der weithin noch ungedruckten Überlieferung mittelalterlicher Schriftkommentare zu verifizieren und zu dokumentieren. Damit soll ein exakteres Bild der theologischen Landschaften im Mittelalter und ein besseres Verständnis von Umfang, Praxis und Reichweite mittelalterlicher Schriftauslegung gewonnen werden. An zweiter Stelle steht die Untersuchung der exegetischen Praktiken im Mittelalter. Welche Hilfsmittel und Methoden entwickelten mittelalterliche Schriftausleger? Wie veränderte sich der exegetische Kommentar? Welches Publikum und welchen Zweck hat die mittelalterliche Exegese vor Augen? Wie verhält sich die Auslegung zum theologischen Gedanken? Nicht zuletzt soll ein besseres Verständnis von Methoden und Hermeneutik der patristischen bzw. mittelalterlichen Schriftauslegung dazu dienen, um das hermeneutische Gespräch in der gegenwärtigen Theologie zu befruchten.