Konzil von Basel - Konziliengeschichte

"Concili zu Basel" - Hartmann Schedel - Weltchronik - 1493

Projektbetreiber:
Univ.-Prof., Dr. theol. Thomas Prügl
Leiter Fach Kirchengeschichte

Konzil von Basel - Konziliengeschichte

Das Konzil von Basel (1431-1449) war nicht nur das längste und frequentierteste Konzil in der Geschichte der Kirche, es erwies sich auch hinsichtlich seiner Organisation, seines Behördenapparates und seines Kompetenzverständnisses als ungemein innovativ. Auf dem Basler Konzil vollzog sich die exemplarische Umsetzung des spätmittelalterlichen Konziliarisimus, indem alle konziliaren Aktivitäten aus dem Bewußtsein erfolgten, höchste Autorität und Stellvertretung der Kirche zu sein. Der Konflikt zwischen dem Basler Konzil mit Papst Eugen IV., der im Prinzip ein Verfassungskampf und ein Ringen um die Autorität des Papsttums war, bestimmte in der Folge die Wertung des Basler Konzils entlang ideologischer Frontlinien. Während das Papsttum und ultramontane Historiker das Basiliense als häretische und schismatische Synode betrachteten, insistierten gallikanische Kreise und Sympathisanten des Konziliarismus auf der Ökumenizität dieses Konzils.

Das langfristig angelegte Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Kirchengeschichte verfolgt das Ziel, die Kenntnis dieser Synode, ihren Einfluß und ihre Bedeutung für die Kirche gezielt zu vertiefen. Dies erfolgt in intensivem Austausch und Kooperation mit der profanhistorischen Forschung, welche das Basler Konzil in den letzten Jahren erfolgreich als epochenprägendes, universalhistorisches Ereignis neu entdeckte. Mittelfristig zielt das Projekt auf eine neue monographische Darstellung dieser Synode in der Reihe "Konziliengeschichte", worin dem neueste Quellen- und Forschungsstand Rechnung getragen wird.

Über die historiographische Zielsetzung des Projektes hinaus ist das Basler Konzil und sein Umfeld am Lehrstuhl für Kirchengeschichte als langfristiges Forschungsgebiet konzipiert, wodurch einerseits die materiale Kenntnis der Synode selbst vertieft, andererseits ihre Verwobenheit in die religiösen, politischen, sozialen und kulturellen Entwicklungen im 15. Jahrhundert verfolgt wird. Dabei legen sich verschiedene Untersuchungsfelder nahe:

  • Quellenerhebung: Aufgrund der immensen Fülle von Quellen, die das Basiliense hinterlassen hat, ist man nach wie vor weit von einer umfassenden Katalogisierung und Untersuchung der handschriftlichen Überlieferung der Konzilsakten entfernt. Eine systematische Erhebung des Handschriftenbestandes ist nicht nur unerläßliche Voraussetzung für eine kritischen Edition der Akten, sondern liefert auch wertvolle Einsichten in den Überlieferungskontext, das Überlieferungsinteresse und die Konzilsrezeption.
  • Ekklesiologie: Die konkrete Ausformung des Konzils- und Kirchenverständnisses, das sich auf dem Basler Konzil Bahn gebrochen hat, kann nicht allein aus den Konzilsdekreten abgelesen, sondern muß aus den Vorstellungen und Entwürfen der teilnehmenden Theologen erhoben werden. In diesem Zusammenhang gilt es immer noch Pionierarbeit zu leisten. Wichtige Schriften der Wortführer in Basel harren nach wie vor der Edition, was wiederum Grundlage für die weitere Differenzierung und inhaltliche Analyse der Basler Ekklesiologie ist. Damit verbunden ist als weiteres Desiderat, analog zu den offiziellen Quellen, ein möglichst umfassendes Verzeichnis der im Umkreis des Basiliense entstandenen kirchentheoretischen Schriften und ihrer Überlieferung zu erstellen.
  • Kirchenreform: Weithin unerforscht sind die unmittelbaren Auswirkungen des Basler Konzils auf das kirchliche Leben im 15. Jahrhundert sowie die Rezeption seiner Reformanstöße. In diesem Zusammenhang verdient neben der regionalen Synodentätigkeit, welche durch das Basler Dekret über die regelmäßige Abhaltung von Diözesan- und Provinzialsynoden angeregt wurde, insbesondere das weite Feld der spätmittelalterlichen Pastoralliteratur Beachtung, welches u.a. auch mentalitäts- und frömmigkeitsgeschichtliche Rückschlüsse erlaubt.
  • Konzilspredigten: Innerhalb des aus Basel überlieferten Schrifttums nehmen die Konzilspredigten eine besondere Stellung ein Die große Zahl der Abschriften zeugt von einem besonderen Sammelinteresse der Basler Konzilspredigten, dessen Umfang, Motivation und Reichweite es weithin noch zu erforschen gilt. Als Zeugnis der massiven Schriftlichkeit auf dem Basiliense ebenso wie des homiletischen Modellcharakters werfen die Predigten nicht wenig Licht auf Ansehen, Prozesse und Fernwirkung des Konzils. Der Forschungsschwerpunkt verfolgt zunächst eine möglichst vollständige Sammlung der überlieferten Sammlungen von Konzilspredigten, sowie der Edition einiger Modellpredigten, anhand welcher weitere Erkenntnisse über Predigt und Kirchenreform gewonnen werden solle.
  • Hussitismus: Eng mit der Geschichte des Basler Konzils verbunden ist die Auseinandersetzung der katholischen Kirche mit dem Hussitismus. Diese geschah auf dem Basiliense zum einen mittels einer theologischen Diskussion der sog. vier Prager Artikel, zum anderen mittels konkreten diplomatischen Verhandlungen, die sowohl in Basel als acuh in Böhmen geführt wurden und dort auch die innenpolitischen Kräfteverschiebungen beeinflußten. Neben den Bemühungen des Basler Konzils richtet der Forschungsschwerpunkt sein Augenmerk auch auf die Reaktionen, welche die hussitische Refombewegung im Reich, insbesondere in den österreichischen Gebieten hervorrief. Dabei gilt es, sowohl die schriftlichen Stellungnahmen, etwa zur Kelchkommunion und zur Kleruskritik, zu sammeln, als auch die sozialen und pastoralen Maßnahmen, der österreichischen Kirche zu verfolgen. - In diesem Teilaspekt arbeitet das Institut mit einer tschechischen Arbeitsgruppe um Frantisek Smahel zusammen, die sich mit der prähussitischen und hussitischen Reformbewegung in Böhmen befaßt.  

Link zur Homepage der Gesellschaft für Konziliengeschichtsforschung e.V.