Jakob von Paradies, De perfectione religiosorum (Innsbruck UB, Cod. 633)

Paolo Uccello - Episoden aus eremitischen Leben, 1460 (Florenz, Galleria dell'Academia). Rechte: Public domain (Wikimedia Commons)

Paolo Uccello - Episoden aus eremitischen Leben

Dissertationsprojekt
Mag.theol. Khrystyna Fostyak

"Der Kartäuser Jakob von Paradies (1380/81-1465) und seine Schriften zur monastischen Reform"

Im Fokus des Dissertationsprojektes stehen vier Traktate des Kartäusers Jakob von Paradies, in denen wesentliche Aspekte des monastischen Lebens aus der Sicht eines spätmittelalterlichen Reformers erläutert werden.

Jakob von Paradies durchlief sowohl eine akademische als auch eine monastische Karriere. Er war der erste Zisterzienser im deutschsprachigen Raum, der ein theologisches Magisterium erwarb. Da er jedoch ein strengeres Ordensleben suchte, gab er die Universitätslaufbahn auf und wurde Kartäuser. Als Theologieprofessor an der Universität Krakau teilte er die konziliaristischen Sympathien dieser Universität und setzte sich bereits damals für die Reform des Ordenslebens in Polen ein. Nach dem Eintritt in die Kartause in Erfurt, wirkte Jakob von Paradies als Novizenmeister und entfaltete eine reichhaltige Tätigkeit als geistlicher Schriftsteller. Seine Schriften wurden zu Bestsellern in Klöstern jeglicher Denomination. Allein daran lässt sich ablesen, dass seine Vorstellungen vom Ordensleben grundlegende Fragen des geistlichen Lebens und monastischer Bedürfnisse thematisierten und die religiöse Stimmung im Spätmittelalter offenbar gut trafen.

Seine Kritik kirchlicher Missstände sowie seine Skepsis hinsichtlich des päpstlichen Primates machten Teile seiner Schriften besonders für protestantische Theologen des 16. Jahrhunderts attraktiv. Daher wurde Jakob von Paradies lange Zeit als Wegbereiter der Reformation betrachtet, wohingegen seine monastischen Reformschriften weithin unbekannt blieben. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Breite des Schrifttum dieses Kartäusers wahrgenommen und seine Bedeutung innerhalb der monastischen Reformbewegungen des 15. Jahrhunderts erkannt. Für Jakob von Paradies erschöpfte sich Reform nicht allein in der Einschärfung und Erneuerung alter Ordensstatuten. Das Ziel des Ordensstandes bestand für ihn vielmehr in einer nachhaltigen und lebenslangen Bemühung um das geistliche Leben. Im Zentrum seines "Reformprogramms" stand daher eine persönliche Reform, eine Konzentration auf den "inneren Menschen". Ganze Klosterverbände erkannten die Qualität seiner Schriften, und man bat ihn seitens bestimmter Reformzirkel gezielt um Reformschriften, die in der Folge häufig kopiert, verbreitet und nicht selten als Pflichtlektüre empfohlen wurden.

Die Dissertation versucht die Schriften des Jakobs von Paradies zum Thema der Ordensreform historisch zu analysieren und nach ihren zugrunde liegenden theologischen Modellen und geistlichen Zielen darzustellen. Dabei wird auch auf bislang unveröffentlichte Schriften des Kartäusers zurückgegriffen.